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  Auction 134
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134-187

Hortulus anime


Estimate: 4.000,00 €

 
zu Tewtsch Sele(n)wuortzgertlein gena(n)t / mit vil schönen gebeten un(d) figuren. (Auf dem letzten Textblatt:) Nürnberg, Friedrich Peypus für Johann Koberger, 18. Mai 1519. 8°. 16 unnum. Bl., 228 röm. foliierte Bl. (statt 230 Bl. [falsch paginiert 234]), 6 unnum. Bl. Mit 54 (statt 56) grossen Textholzschnitten von Hans Springinklee, 2 astronomischen Holzschnitten (Sonne, Mond) und 3 kleineren Holzschnitten, alle Textseiten mit Holzschnittbordüren sowie Druckermarke auf dem letzten Blatt. Moderner Halbschweinslederband (sign. Hedberg) mit goldgeprägtem Rückentitel.  
 
VD16 H-5099. m. Consuelo Oldenbourg, Hortulus animae [1494]-1523, Bibliographie und Illustration L86. Nicht bei Adams. Durchgehend in Rot und Schwarz gedrucktes Gebetbuch mit wunderbaren Holzschnitten des Dürer-Schülers Hans Springinklee (1490/95-1540), von grosser Seltenheit; dies ist zudem ein zeitgenössisch koloriertes Exemplar. Bisher nicht bekannte Variante des bei VD16 unter H-5099 beschriebenen Münchner Exemplars (Mü SB Rar. 1622) mit dem Druckabschlussdatum vom 18. Mai 1519, dessen Digitalisat (nbn:de:bvb:12-bsb00071227-2) wir zum Vergleich benützt haben. Unser Exemplar weist ebenfalls dieses Abschlussdatum auf, zeigt aber so bedeutsame Unterschiede zum Münchner Exemplar, dass wir von einem kompletten Neusatz ausgehen; nach unserer Meinung ist der Münchner Druck die spätere Variante. So ist auf unserm Titel ein anderer Holzschnitt abgedruckt - zwar ebenfalls eine Mondsichel-Madonna, aber eine stehende (und nicht eine sitzende wie im Münchner Exemplar). Im Münchner Druck sind auf den "Inschriftentafeln" unter den Holzschnitten häufigstens die (ursprünglich) in Rot gedruckten Initialen durch kleine in Schwarz gedruckten Holzschnittinitialen ersetzt (vgl. Bl. 93v, 94v und 95v); dies bedingte einen Neusatz des Textes auch am Kopf der Folgeseite, da die Holzschnittinitialen mehr Platz brauchten als die ursprünglichen kleinen roten Initialen. Am bemerkenswertesten sind die Abweichungen am Schluss bei den letzten beiden foliierten und den sechs unfoliierten Blättern. In unserm Exemplar ist das letzte Blatt der Lage "f" foliiert "CCXXVIII", das erste Blatt der Lage "g" "CCXXXIII"; im Münchner Exemplar ist die Foliation des ersten Blatts der Lage "g" korrigiert in "CCXXIX". Der Text stimmt bei beiden Drucken überein. Blatt "g2" weist in unserm Exemplar am Schluss folgenden in Rot gedruckten Text auf: "Das ist die löbliche bruderschafft des hymelischen Rosenkrantz. Denen die do beten den hym(m)lischen Rosenkrantz wirt verliehen aller ablaß unnser lieben frawen Rosenkrantz /un(d) darzu hundert vn(d) sieben jar / hundert quadragen / vnnd tausent siebenhundert und achtzig tag." Die Blattrückseite zeigt den Rosenkranzholzschnitt. Im Münchner Exemplar ist der in Rot gedruckte Text ober- resp. unterhalb des Rosenkranzholzschnittes abgedruckt, wobei der Text unter dem Holzschnitt wegen Platzmangels gekürzt werden musste in: "Denen die do betten den hym(m)lischen Rosenkrantz wirt verliehen asller ablaß unser lieben frawen Rosenkra(n)tz ( vn(d) darzu. c.vn(d) siebe(n) jar/ c.quadrage(n)/ vn(d) m.vn(d). lxxx. Tag." Der kleinformatige "Hortulus animae" war ein seinerzeit ausserordentlich beliebtes Gebetbuch fürs Volk; erstmals erschien er in lateinischer Form 1498 in Strassburg, in deutscher Sprache 1501. Danach folgten sich, beinahe in jedem Jahr Ausgaben. Peypus druckte für Koberger allein 1518 und 1519 je drei lateinische und deutsche Ausgaben! Dafür, dass so zahlreiche Ausgaben erschienen sind, haben sich nur sehr wenige Exemplare erhalten - ein sprechendes Zeugnis dafür, wie sehr diese Bücher gebraucht worden sind. Oldenbourg verzeichnet 36 Ausgaben, von denen sich jeweils nur ein einziges Exemplar erhalten hat. Das vorliegende Exemplar weist am Fuss des Kreuzigungsholzschnitts auf S. XXXI folgenden Besitzeintrag des 16. Jhs. auf: "Auß dem Weissenauer Closter ist diß Buch an mich Anna Ottin verehrt worden". Ein Exemplar mit überaus zahlreichen Schäden. Es fehlen die beiden Blätter M2 und Z8, je mit einem Holzschnitt. Zahlreiche Holzschnittbordüren sind an den Seiten ausgefranst (z.T. auch beschnitten). Im Falz einer ganzen Anzahl von Blättern finden sich geflickte Ausrisse. Einige Blattkanten aussen mit Papierstreifen alt unterlegt. Auf dem fliegenden Blatt Besitzeintrag von Baron Per Hierta, Främmestad, mit Datum von 1896, darunter der Namenseintrag Otto Smith mit Datum 1911; der schwedische Brandweinproduzent Smith übernahm einen grossen Teil der Hiertaschen Büchersammlung. Möglicherweise Unikum. Das einzige Exemplar der auf 18. Mai datierten 1519-Ausgabe von Peypus im Handel kann ich im Katalog IV von Weiss, München, 1917; dies ist möglicherweise das genannte Münchner Exemplar.
 
Hortulus anime | Bild Nr.1Hortulus anime | Bild Nr.2Hortulus anime | Bild Nr.3Hortulus anime | Bild Nr.4Hortulus anime | Bild Nr.5

Hortulus anime | Bild Nr.1

Hortulus anime | Bild Nr.2

Hortulus anime | Bild Nr.3

Hortulus anime | Bild Nr.4

Hortulus anime | Bild Nr.5

Estimate:
4.000,00 €
 
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