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60-4992

Dauthendey, Max,


 
Dichter (1867-1918). Eh. Brief mit Unterschrift, dat. Neue Welt, 18. Mai (18)91. Gr.8°. 2 Bl., davon 4 S. beschrieben, gefalt.  
 
Brief an seinen Vater (3 S.) in Abschrift für seinen Freund Siegfried Löwenthal. Vom Vater, einem Fotografen, war Max zum Nachfolger für das Fotoatelier bestimmt worden. Diese ungeliebte Tätigkeit führte zwischen 1886 und 1891 zu heftigen Auseinandersetzungen, die seinen Vater sogar veranlassten, ihn kurze Zeit in eine Nervenheilanstalt einweisen zu lassen: "Du hast von Villinger schon gehört, daß es mir jetzt wieder besser geht, auch hat er Dir erzählt, daß ich wieder in die Stadt möchte. Meine Gründe dafür wirst Du wohl billigen. Du weißt ja, daß der Abschied von Personen, die mir lieb sind, mich immer sehr erregte. Dieses Mal mußte das noch stärker der Fall sein, da der Abschied von Löwenthal mit meiner Krankheit zusammenfiel. Die quälenden Sehnsuchtsgedanken möchte ich selbst gerne überwinden. Das ist mir unmöglich, solange ich so viel mir selbst überlassen bin, wie hier oder an irgend einem andern Orte, wo ich allein bin... Ich weiß bestimmt, daß mir das viele Alleinsein von jetzt ab schaden wird und daß ich die Kräfte durch reingeistiges Arbeiten, zu dem ich gezwungen wäre, wieder einbüßen würde. Irgend welche andere Arbeit hier oben, hält mich nicht vom Denken ab. Du wirst wohl also mit mir fühlen, daß es das Beste ist, wenn ich wieder in der Stadt arbeite. Dein Wunsch ist, daß ich den ganzen Tag im Geschäft arbeite. Selbstverständlich werde ich Deinem Willen nachkommen. Du weißt aber, daß der Drang zu geistiger Thätigkeit in mir so groß ist, daß ich ihn nie unterdrücken kann. Ich müßte aber die Nachtstunden dazu benützen. Seitdem ich von Wörishofen zurück bin, hattest Du mir zwar in geschäftlicher Beziehung Erleichterung geschaffen, aber ich mußte immer Deinen Unwillen erwecken, wenn ich tagsüber mich mit Lesen oder Schreiben beschäftigte. Diese Unruhe zwang mich meistens die Nachtstunden zu benützen. Noch wenn meine Freunde um elf Uhr weggegangen waren, arbeitete ich bis in die Morgenstunden. - Dies würde sich Alles ändern, meine Ruhe und meine Kräfte wiederkehren, meine Gesundheit eine stetige sein, wenn ich mit Deiner Genehmigung einen Teil der Tagesstunden zur geistigen Arbeit verwenden dürfte... Du wirst vielleicht damit übereinstimmen, daß ich die Aufnahmen mache und die übrige Zeit für mich behalte. Dadurch hättest Du mir und Dir für immer die ersehnte Ruhe gegeben...". - Noch im Jahre 1891 löste sich Dauthendey von seinem Vater und zog ohne eigene Mittel nach Berlin. - Auf der unteren Hälfte der letzten Seite der Brief an den Freund, dat. Pfingstmontag Morgens 10 Uhr: "Liebling - guten Morgen. Eh ich diesen Brief schließe wollte ich dich nochmal etwas fragen. Du hast gestern zum Pfingstsonntag den Brief von uns bekommen, der Dir unsere Samstägige Aufregung mitteilte. Ich möchte Dich nun fragen, hast Du in dieser Nacht vom Sonntag auf heute wielleicht sehr an uns gedacht oder sehr von mir geträumt? Ich habe nämlich zum ersten Mal seit Wochen während der ganzen Nacht ohne Aufzuwachen geschlafen, dabei fortgesetzt und in solcher lebhafter Weise, wie nie von Dir geträumt. Zuletzt saßest Du noch auf meinem Bettrand, es war als wenn Du Morgens fortgehenwolltest. Du sahst mich so traurig an und küssest mich so, daß ich Deine Lippen noch fühlte, als ich erwachte. Dies war morgens 10 Minuten vor sechs Uhr. Während der ganzen Nacht hattest Du mich so fest am Arm und gingst mit mir durch Straßen, ganz wie an jenem verhängnisvollen Freitag wo Du mich zur Beruhigung Spazieren führtest... - Fleckig u. mit Randeinriß in den Falzen, das zweite Bl. mit Einriß im Text u. auf d. Rückseite mit oberflächlichem Abriß mit etwas Buchstabenverlust. - Beiliegt: Blatt mit 2 gedruckten Gedichten von Max Dauthendey.
 
Dauthendey, Max, | Bild Nr.1

Dauthendey, Max, | Bild Nr.1

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findet von 2. - 4. Mai 2024 statt



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Kapitel:
Autographen
 
Sachgebiete:
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