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60-4990

Löwenthal, Siegfried,


 
Neurologe, Mitbegründer der medizinischen Strahlentherapie (1869-1951). 2 eh. Briefe mit Unterschrift "Siegfried", beide an seinen Jugendfreund Max Dauthendey, dat. Brieg, 24. 10. (18)92 u. Breslau, 24. 11. (18)92. 8°. Zus. 5 Bl., davon 10 S. beschrieben. Gefalt.  
 
Max Dauthendey unterhielt eine schwärmerische Freundschaft zu dem Medizinstudenten Siegfried Löwenthal, den er bei dessen Studienaufenthalt in Würzburg kennen gelernt hatte, wo Dauthendey als Sohn eines Fotografen aufwuchs. 1891 wechselte Löwenthal nach Berlin, wohin ihm Dauthendey im Spätjahr nach der Trennung von seinem Vater folgte und daraufhin 1892 nach München. Im ersten, ausfühlichen Brief (6 S.) legt Löwenthal dem Freund dar, warum er sich von ihm getrennt halten will: "Es wäre ein großes Unglück für uns beide, wenn ich jetzt schon nach Berlin käme. Ich finde es jetzt nach der genügend langen Überlegungszeit absolut notwendig, daß wir im nächsten Semester nicht zusammenkommen. Es ist gut, daß ich schon in München die Möglichkeit dessen bestimmt erwähnte, und Du hast in Deinem letzten Briefe hierher auch daran gedacht. Ich will Dir die Gründe auseinandersetzen, die mich jetzt hauptsächlich bestimmen... ich habe nicht den Eindruck, als hättest Du inzwischen viel gelernt, zu verzichten. Im Gegenteil, ich bin jetzt ganz überzeugt, daß Du vielleicht gegen Deine bisherigen Vorsätze, suchen würdest, unser Verhältnis so freundschaftlich u. intim als möglich zu gestalten. Daß das meine Zeit wieder zu sehr in Anspruch nehmen würde, soll jetzt gar nicht in Betracht kommen. Ich will Dir nur genau sagen, wie es dann zwischen uns aussehen würde. Ich hege nun einmal nach allem Vorausgegangenen eine starke Abneigung gegen unseren persönlichen Verkehr; sie ist wohl durch die versöhnliche Abschiedsstimmung der letzten Münchener Tage unterdrückt worden... Diese Verstimmungen würden Deine Arbeit lähmen, wie sie es immer gethan haben oder sie in eine Richtung drängen, die mir am wenigsten angenehm ist, zu der Schreibweise wie in "Haut-gout" und anderem... Es mußten also schon die angeführten Gründe sein, die mich zum Wegbleiben veranlaßten. Ich weiß, daß Dir Berlin noch weit mehr Lebensbedürfnis ist; darum lasse ich es Dir. Ich wähle irgend eine andere Universität. Trotzdem für Breslau die Unzuträglichkeit zu vieler Bekannter u. Verwandter besteht, werde ich höchst wahrscheinlich doch dahingehen, weil es meinem Studium im übrigen den relativ größten Nutzen verspricht... Es wird also vor allem von Dir selbst abhängen, ob ich von nächstem Semester in Berlin studieren kann. Da ich bis dahin alles Gewesene verwunden haben werde, werde ich auch offen und herzlich gegen Dich sein können... Für Deine Schwester thut es mir natürlich sehr leid, daß ich nicht dort sein kann. Ich weiß, daß sie in meiner Anwesenheit eine Stütze für ihren Verkehr mit Dir erhofft hat. Ich brauche Dir wohl nicht zu raten, wie Du gegen sie zu sein hast, damit Ihr beide aus ihrem Berliner Aufenthalte möglichsten Nutzen u. Befriedigung zieht... - Im zweiten Brief (2 S. tls. in Bleistift u. tls. Tinte geschrieben) wird der Ton Löwenthals schon deutlich rauher: "Zunächst habe ich die Blätter sofort nach der Herausnahme verbrannt, nach nochmaliger Überlegung. - Dann wiederhole ich Dir nochmals: daß Du Dich von d. Augenblick unserer Trennung ab an jedes Wort von mit halten darfst, daß dagegen alle Besprechungen und Versprechen meinerseits vor diesem Zeitpunkte absolut belanglos u. wertlos sind, da ich (Dich) bis dahin nicht für zurechnungsfähig hielt. Es handelte sich für mich durchaus nicht um ein Hinausschieben der Veröffentlichung, sondern ich kann niemals dulden, daß diese überhaupt in irgend einer Weise erfolgt... Ich glaube gern, daß es Dir sehr schwer wird, auf diese eigenartige Arbeit zu verzichten. Vielleicht ist es Dir ein gewisser Trost, daß unser Verhältnis von meinem Standpunkt aus noch viel eigenartiger geschildert werden könnte... Nach dem Studium arbeitete Löwenthal als Assistent an den Nervenkliniken in Breslau und Frankfurt und ließ sich 1897 in Braunschweig nieder. 1935 entzog der sich den unerträglich werdenden Repressalien der Nationalsozialisten und emigrierte nach Palästina, wo er sich in Tel Aviv am Aufbau einer radiumtherapeutischen Praxis beteiligte. - Tls. Einrisse in d. Falzen.
 
Löwenthal, Siegfried, | Bild Nr.1

Löwenthal, Siegfried, | Bild Nr.1

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Sachgebiete:
Dauthendey